Den Bogen richtig spannen -
& und ab das Ding in die Mitte durch die Mitte!

Wie Sie in eine gute Balance beim Texten kommen.

Wertvolle Basics für wohlig formulierte Texte

Und wie man der Bullshit-Falle entkommt!

Jeder kennt die Folgen des überspannten Bogens: Entweder reißt er vollends und hoffentlich der Schütze nicht direkt mit, während das Bogenseil in Variationsstufe 2 wie bei einer klassischen Bänderverletzung überdehnt und ausleiert. Obwohl diesem Wortspiel mitunter nur mittelmäßige Kreativität gebührt, rutschen wir damit in den Kern des Themas. Sprache prägt unser Denken und Handeln, gut geschriebene Texte erobern Leserherzen.

Erfolgreiche Marketingmenschen drehen den Volume-Regler häufig voll auf „Storytelling“. Die wissenschaftlichen Pragmatiker im Team schütteln beim Customer-Journey-Gedöns nicht selten inner- und äußerlich den Kopf. Ein Kampf zwischen Werbeabteilungen und Pragmatikern prägt unzählige Meetingrunden.

Jens Bergmann formuliert es in seinem fabelhaft unterhaltsamen Buch „Business Bullshit“ wunderbar trocken: „Bullshit ist allgegenwertig und verführerisch: Politiker nutzen Bullshit ebenso wie Managerinnen, ehrgeizige Angestellte, Verbandsfunktionäre, Kirchenleute, Journalisten, Sportlerinnen, Künstler, Wissenschaftlerinnen und Intellektuelle. Wir alle tun es. Dank des weltweiten digitalen Netzes und der sogenannten sozialen Medien war es zudem noch nie so leicht wie heute, jedweden Unfug maximal zu verbreiten.“

Zweifelsfrei ist Bergmanns Sprachduktus unverkennbar rau und eindeutig in seiner Zielführung. Er meint es gut und will nicht um den heißen Brei reden. In seinen Botschaften stecken deshalb wertvolle Destillate für die Texttipperei: Eine gute Story ist die Basis für erfolgreiches Schreiben, technisches Kauderwelsch braucht stets einen Schuss Emotion und Bullshit-Floskeln – um in Bergmanns Jargon zu verweilen – bringen lediglich Punkte auf dem Minuskonto. Ein Minibeispiel aus der täglichen Praxis: Schreiben Sie noch „Zahlen Sie die Rechnung bitte innerhalb der kommenden 7 Tage auf….“ oder schon „Frau Liebig, DANKE, dass Sie unsere Kundin sind. Bezahlen Sie den Rechnungsbetrag bitte …..“. Spüren Sie den Unterschied? Zweimal derselbe Inhalt mit greifbar unterschiedlichen Wirkungen. Bogen richtig gespannt, Volltreffer!

Kritisch wird es beim Einzug technischer Kunstkniffe, Fach- und Modewörter kombiniert mit überzogenen Wortschöpfungen. Um ehrlich zu sein tappt der ein oder andere Schreiberling manchmal in die Persönlichkeitsfalle der Selbstdarstellung. Das klingt hart, aber ehrlich wehrt immer am längsten. Der Grat zwischen Überzeugung und Verwirrung ist verdammt schmal, versprochen! Menschen nehmen Bullshit heute wesentlich sensibler als noch vor 10 Jahren wahr. Nach den Corona-Erfahrungen gilt dieser Satz mal hundert. Beispiel? Was glauben Sie: Wie viele Menschen können den Begriff „vulnerable“ Gruppen a) fehlerfrei schreiben und b) dann auch noch einigermaßen erklären. Die häufige Nennung war ein simpler Trick der politischen Größen in unserem Land auf der Suche nach Wählerstimmen in Kombination mit Übertünchung unangenehmer Botschaften. Der Schuss ging nach hinten los, vor allem für einige ehemalige Volksparteien – ohne hier zu politisch werden zu wollen. Menschen haben den Wunsch nach einfachen, klaren und wahrheitskonformen Botschaften. Auch wenn sie manchmal unangenehm aufschlagen. Nette Formulierungsansätze sind hier das Maß der Dinge.

Also: Nicht jedes Wasser muss immer aus der Kristallwirbelkammer stammen, nicht jede Kerze mit geschöpftem Bienenwachs händisch gedreht werden. In einer Welt voller Superlative sind es die klaren leserfreundlichen Texte mit der Extraportion Gefühl, die die Bergmannsche Bullshit-Falle überspringen und das Bogenseil Richtung Volltreffer spannen.

Klingt gut? Natürlich ist das locker flockige Texten mit schöner Sprachharmonie eine Kunst, die nicht vom Himmel in die Finger purzelt. Laden Sie nach Lust und Laune Ihre Texte in die Check-Box. Tut nicht weh, im Gegenteil: Macht saumäßig Laune mit den netten textfitting-Menschlis.

Kunterbunte Herbstgrüße
Alexander Neidhardt

PS: Im nächsten Blogbeitrag geht es um Macht und Gefahren der manipulativen Sprache. Vormerken!